Black Uhuru
„As the World Turns“
(Black Uhuru Official – 2018)
Verträumt zupfende Gitarre, ein unaufdringlicher Beat und ein zurückhaltender Bass in „Stand Alone“ kommen rüber wie von einem alternden, pleitegegangenen Country-Sänger gesungen, der in seinen alten Tagen endlich verstanden hat, welche Art von Songs er hätte machen müssen, um in den anspruchslosen Pop-Charts (vielleicht) landen zu können. In einem der Tiefpunkte des neuen Albums von Black Uhuru ist man öfters gezwungen, nochmals nachzuprüfen, ob es sich tatsächlich um die gleiche Gruppe handelt, die einst einen Grammy für das beste Reggae Album („Anthem“) erhalten hat und die für manche bahnbrechende Alben wie „Red“ oder „Chill Out“ verantwortlich ist. Doch, das war in den achtzigern, wo die rhythm-tweens Sly & Robbie mit dabei waren. Und so großartige Sänger wie Don Carlos, Michael Rose, Junior Reid und Sandra ‘Puma’ Jones sich zusammen mit dem Bandgründer Derrick ‘Duckie’ Simpson reihenweise das Mikrofon teilten.
Heute ist der Duckie, abgesehen von Gastsängern wie Agent Sasco („Stronger“) und Bugle in „Jah Guide“, einem Peter Tosh Cover, wieder größtenteils alleine und – das muss man ihm lassen – er klingt frisch und unverbraucht wie zur Anfangszeit der Gruppe Ende der siebziger, auch wenn er immer wieder auf den ausgeleierten Auto-Tune Effekt zurückgreift. Unterstützt wird er dabei auch von der Sängerin Nicole ‘Nikki’ Burt, die sich aber vorwiegend im Hintergrund hält und nicht so eine ausgeprägte Rolle beansprucht, wie die legendäre Puma Jones früher. Ja, die jetzige Black Uhuru ist ein Abklatsch der alten, was schon bei dem letzten Album „Dynasty“ vor sechzehn Jahren klar wurde. Aber dass sie sich nicht mal die Mühe machten mit frischen Songs ihren Comeback zu feiern, zeigt, dass die einst so ruhmreiche Band mittlerweile auf die Überholspur in den Abgrund gewechselt hat. Auch wenn der überaus energische Song „Chalice“ zum Beispiel durchaus einer der besten der Gruppe in den letzten zwanzig Jahren ist, musste seine abgespeckte Version nicht unbedingt nochmals hier wieder aufgewärmt werden.
Mit einer aufgeweichten Neuauflage von „Emotional Slaughter“, einem erstens auf dem hervorragenden Album „Chill Out“ erschienen Song, haben sie sich selbst einen Bärendienst erwiesen, denn hier zeigt sich am deutlichsten der ganze Unterschied zwischen dem Black Uhuru von damals und heute. Es stellt sich die Frage nach der Daseinsberechtigung des neuen Albums, der wie eine durch Jahre hin entstandene Sammlung von Tracks unterschiedlicher Qualität und Produktion ist. Auch wenn es heisst, dass das Album in Kalifornien und auf Jamaika aufgenommen wurde. „Police & Thief“ kling somit wie eine rockige Demoaufnahme, die in einer Garage aufgenommen wurde. Und „Ganja Baby“ hört sich so an, als wäre es ursprünglich ein Lied für eine Kindersendung gewesen, das jedoch wegen der Ganja-Thematik nicht zugelassen wurde.
Zum Teil ist hier wirklich Fremdschämen angesagt. Auch wenn der Duckie meint, mit einer Art 90’s Dancehall wie in „5 Star General“ ein paar tanzbare Tracks abliefern zu müssen, hat er weit gefehlt, denn das braucht kein Mensch mehr. Sehr wohl sind auf dem neuen Album einige gelungene Songs vorhanden. Darunter sind Nummern wie „Spectrum“ oder „As the World Turns“ und ihre aufgeputschte Version „Live & Learn“ mit Prezident Brown, aber nichts was den Namen Black Uhuru davor wirklich verdient. Klar kann es der Duckie Simpson nicht alleine auf die Beine stellen, was zum besten Zeiten eine ganze Riege von erstklassigen Musikern und Produzenten geleistet hat. Aber dann sollte man es lieber gleich ganz lassen.
Zvjezdan Markovic