DJ Vadim
„Dubcatcher 3“
(Soulbeats Records – 2018)
Wenn man sich die lange Liste der Sänger, die auf dem neuen Album von DJ Vadim vertreten sind, anschaut, kann einem leicht vorkommen, die ganze Welt singe mit. Eine ganze Reihe – über zwanzig sind es – von etablierten und weniger bekannten Namen sind dabei. Darunter Kultsänger wie Earl 16 und Macka B. Aber auch neue Anwärter auf den Thron wie Ras Demo oder Claire Angel sind mit von der Partie. Von Jamaika und USA (Jamalski) also, über England und Russland (Tenor Youthman) bis Spanien (Sr. Wilson) hat Vadim Peare AKA DJ Vadim sie alle auf insgesamt achtzehn Liedern zusammengetrommelt.
Es ist das fünfzehnte Album von diesem DJ und Produzenten, unter anderem, und das dritte in der „Dubcatcher“-Reihe, und wieder kommt er mit einer Flut von fetten Bässen und unermüdlich preschenden Beats daher um die Ecke. Sein Markenzeichen, das Jonglieren zwischen Hip Hop, Dancehall, Reggae und Electro hat dieser gebürtiger Russe diesmal zum vermeintlichen Höhepunkt gebracht – und auf die Spitze getrieben. Dabei streift er gekonnt durch Epochen und Musikströmungen und bedient sich frei, als wären es Spezialitäten auf einem Speiseplan. Im Großen und Ganzen funktioniert es sogar sehr gut. Auch wenn es von schierem Überfluss an verschiedenen Beats, Stillen und Sängern einem dabei leicht schwindelig werden kann. Bei allen Vorzügen, die DJ Vadim sicherlich hat, gehört Bescheidenheit nicht dazu. Die alte Reggae-Weisheit, dass weniger mehr ist, ist bei ihm durchs Fenster raus. Wobei es Reggae im engeren Sinn bei ihm nie war, sondern nur ein – wenn auch wichtiger – Teil von etwas Größerem ist.
Stattdessen erwartet uns also ein Feuerwerk an Beats, Bässen und schwindelerregenden Soundeffekten. Zwischendurch setzt er auch mal organische Klänge mit realen Instrumenten ein. Aber das Gros des Albums, seine digitale und synthetische Natur, die einen Strudel an tanzbaren Tracks liefert, ist und bleibt das Leitmotiv von Vadims drittem „Dubfänger“. Aber so viel auch dieser, in London aufgewachsener DJ, sich auch bemüht kosmopolitisch, engagiert und solidarisch zu erscheinen, geht seine Glaubwürdigkeit teilweise flöten. Denn, man kann nicht beispielsweise in einem Lied („Manipulators“) über die Heuchler in der Politik, Kultur und Wirtschaft herziehen, nur im darauffolgendem („Party Hard“) zu einer gehobenen Party mit eisgekühltem Champagner einzuladen – womit man eigentlich versucht, genau solche Heuchler nachzuahmen.
Man kann nicht mit einem Gesäß gleichzeitig auf zwei Stühlen sitzen. Wobei es im Falle von DJ Vadim sogar mehrere sind. Denn in Tracks wie „Yung N Powerful“ mit einer Art Old School-Hip Hop kommen die Liebhaber von schlagkräftigen Reimen auf ihre Kosten; die Tanzfreudigen kriegen neuen Nachschub an Beats in Tracks wie „Nah Bad Boy Fe We“ oder „Raving“ und Reggae Fans können sich erfreuen an Songs wie der großartigen „Manipulators“ mit Earl 16, der dabei wie ein zweiter Horace Andy klingt. Nur, wenn man ein Album für alle und jeden machen möchte, hat man am Ende eines für keinen.
Zvjezdan Markovic
Leave a Reply