Der Doktor springt mal eben locker ein – oder: das Dynamite Skafestival 2018

Einmal im Jahr zieht es große Teile der deutschen Skagemeinde nach Sachsen, genauer nach Leipzig in den Felsenkeller. Die Macher vom “This is Ska!” und Berlin Ska Festival laden zum herbstlichen Tanz Anfang November. Der Felsenkeller ist eine beeindruckende Location, erbaut 1890 im neobarocken Stil und sieht von innen sehr stilvoll aus. Der perfekte Ort für ein Indoorfestival. In den letzten Jahren gab es immer mal Beschwerden der Besucher bezüglich der schlechten Soundqualität, was nun behoben wurde. Gegenüber befindet sich ein kollektiv betriebener Imbiss, die sogenannte Vleischerei, die man getrost zum Festival zählen kann und die ich recht empfehlenswert finde. Hier geht es ziemlich ab währenddessen und das könnte auch am besseren Bier liegen, naja aber wir waren ja wegen der Musik da.

Eröffnet wurde der Abend von einer Band namens Homskapiens. Danach folgten Arthur und die Spooners, die eine Mischung aus gecoverten Punksongs und etwas albern daher kommender Comedy boten, was jetzt negativer klingt als es war. Sie haben eine treue Fangemeinde und sie bieten einfach nette Unterhaltung mit gehörigem Trashfaktor.

Buster Shufffle spielten ein solides Set, was etwas darunter litt, dass Sängerin und Keyborderin Carrie Griffiths nicht mitgekommen war. Hoffentlich war das nur eine einmalige Sache, da sie dem ganzen immer den nötigen Wow-Faktor verleiht.

Danach sprang der Prince of Rudeness mit seiner Revivalshow zu Ehren des großen Judge Dread auf die Bühne. Diesmal hatte er nicht seine niederländischen Freunde von den Upsessions mitgebracht, sondern die Seamen a.k.a. The Steadytones. Es wurde das musikalische Erbe des Frank Zander der Skaszene gedacht und kein Hit ausgelassen. Ich finde die gesamte Idee großartig und sicher findet es Alexander Hughes a.k.a. Judge Dread amüsant, dass sein Erbe 20 Jahre nach seinem Tod von hunderten Fans zelebriert wird. Auch die Aufmachung in Seemannskostümen entspricht genau seinem Humor!

Der große Altstar Derrick Morgan konnte aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht kommen, was sehr bedauerlich war. Dr. Ring Ding konnte gemeinsam mit Doreen Shaffer diese Lücke sehr gut füllen. Mal zusammen, mal getrennt unterhielten die beiden das gut besuchte Festival mit ihren Hits. Gutes Backing auch hier durch die Steadytones, die sich über die Jahre sehr gut entwickelt haben. Dr. Ring Ding erfreute wieder mal mit seiner coolen, immer frischen Bühnenpräsenz. Er ist einfach inzwischen ein erfahrener Profi, der meiner Meinung nach hierzulande zu wenig wertgeschätzt wird.

Den Abend schlossen die Offenders, die aus meiner Sicht falsch platziert waren und noch dazu erst nach 30 Minuten Umbauzeit loslegten. Hier hätte man die Umbaupause dadurch überbrücken können das gute Rudeboy Soundsystem über die große Anlage laufen zu lassen. Die gingen in der linken oberen Ecke des Saales ziemlich unter. Im Ganzen ein sehr schöner Abend in Leipzig, nicht das innovativste Line Up, dafür aber sehr gute Unterhaltung!

Text: Georg von Ungern-Sternberg, Pics: Amory Salzmann

About Georg (Red Baron)

Legt Platten bei Regensburgs dienstältestem Soundsystem Red Baron & Dr.Till auf. Ansonsten vorher schreibend bei BSE 96-Fanzine und RockingSteady. Verfiel dem Offbeatvirus im zarten Alter von 12 und das soll sich auch nicht mehr ändern. Kontakt: georg@irieites.de