Mad Professor meets Gaudi (Ariwa)

Mad Professor meets Gaudi
(Ariwa – 2019)

Es ist schon komisch… Früher wurde im Vorfeld von neuen Mad Professor-Alben sehr viel Wirbel gemacht, jetzt erscheinen sie eher nebenbei und man bekommt selbst als aktiver Dubfan und Onlinemag-Oldie fast nix mit. Wäre da nicht die Rezension von René Wynands in seinem Dubblog gewesen, wüsste ich wahrscheinlich bis heute nichts von dem neuen Album. Es erschien bereits im September 2019 – ist also schon eine Weile auf dem Markt.

Auf dem neuen Album haben sich mit Mad Professor und Gaudi zwei Größen des britischen Dub-Geschäfts zusammen getan. Sechs Dubs stammen von Gaudi, die anderen sechs vom Großmeister himself. Das Resultat ist auf jeden Fall gelungen! Das liegt zum einen an den verdammt guten Mixing-Künsten der beiden Produzenten, zum anderen aber auch an der enormen Qualität der beteiligten Musiker. An den Drums ist u.a. Horseman zu hören, die Posaune wurden von Vin Gordon bedient (u.a. erstklassig auf dem “Tribal Dance Dub”), Sly Dunbar, Lloyd Parks, Paolo Baldini DubFiles und etliche andere sind ebenfalls mit dabei. Sowohl Gaudi als auch Mad Professor haben jeweils sechs Riddims aus ihrer eigenen Schmiede bearbeitet.

Interessant sind dabei die klanglichen Nuancen, die sich bei allen Gemeinsamkeiten ausmachen lassen. Mad Professor geht etwas pumpender, wilder und eine Spur kompromissloser an den Mix. Die Stimmen von Soom T, Lee “Scratch” Perry und Macka B tauchen nur als klitzekleine Versatzstücke auf, werden verfremdet oder, wie im Fall von Lee “Scratch” Perry, sogar rückwärts abgespielt (“Smoking High”). Der Rest ist instrumental gehalten und mit Effekten elegant verziert.

Auch bei Gaudi werden die Stimmen sehr reduziert verwendet. Er lässt ihnen allerdings eine Spur mehr Raum, verfremdet erheblich weniger und macht sie dadurch erkennbar. So hört man ganz deutlich David Hinds von Steel Pulse (“Cry Dub”), Marty Dread (“Dub Dem”), Macka B (“Dub On Camera”) oder Michael Rose (“Sharp”) heraus. Dass macht die Dubs von Gaudi unterm Strich ein klein wenig gefälliger, was eine gute Ergänzung zu Mad Professors Arbeiten darstellt. Nach all den Jahren tauchen übrigens der Basslauf sowie die Melodie von “Seven Nation Army” (White Stripes) wieder einmal in ein anderes Gewand gekleidet auf. Wer jetzt meint, dass könne ja nur langweilig sein, weil zu oft gehört, möge sich “Dub Nation Army” genüsslich zu Gemüte führen. Feines Teil!

“Mad Professor meets Gaudi” lohnt sich auf jeden Fall. Ich würde sogar so weit gehen, die Scheibe allen Dubheads als Pflichtkauf nahe zu legen. Das Album ist digital, auf CD und Vinyl zu bekommen.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.