Keith Hudson “Flesh Of My Skin Blood Of My Blood” (17 North Parade)

Keith Hudson
“Flesh Of My Skin Blood Of My Blood”
(17 North Parade – 2021)

“The black breast has produced her best, flesh of my skin blood of my blood” (Keith Hudson). Mitte der 70er Jahre war für Keith Hudson eine recht bewegte Zeit. Er wurde Vater weiterer Kinder mit zwei Frauen, pendelte zwischen Jamaika und den USA um schließlich 1974 nach England aufzubrechen. Zugleich entschloss er sich, seine eigene Karriere voranzubringen – als Sänger und Produzent. Damit stellte er seine Produktionstätigkeit für andere Artists, wie etwa John Holt oder Delroy Wilson, in den Hintergrund.

Für den anstehenden Aufbruch hat er diverse Riddim-Tracks aus Jamaika mitgenommen, die hauptsächlich von dem Soul Syndicate eingespielt worden waren. Vor Ort in London hat er an ihnen weiter gearbeitet und letztendlich ein sehr interessantes Album in die Welt hinaus geschickt, das man als Konzeptalbum begreifen kann. Hier geht es weniger um Eingängigkeit und Roots Reggae, wie man ihn zu der Zeit allüberall gehört hat. Der Track “Flesh Of My Skin” passt von allen Tracks noch am besten in diese Kategorie. Beim Rest zeigte sich der Künstler musikalisch experimentierfreudig und inhaltlich kämpferisch zugleich. Damit passte er genau in eine Zeit, in der etwa Marvin Gayes Album “What’s Going On” von 1971 immer noch abgefeiert wurde und heute zu den besten Alben aller Zeiten gehört. Inhaltlich geht es um die Befreiung der Schwarzen, ein eigenes schwarzes Bewusstsein und bei Hudson zudem noch um matriarchalische Themen, nebst anderen.

Beeinflusst wurde er dabei laut Info von den Schriften Frantz Fanons (1925-1961), einem französischen Schriftsteller, Psychiater und Politiker, der als Vordenker der Entkolonialisierung gilt. Und, na klar, von der Rasta-Bewegung. Das Resultat ist ein spannendes aber nicht unbedingt leicht zugängliches Album. Wer nach Reggae-Ohrwürmern im klassischen Sinn sucht, wird hier kaum fündig werden. Sucht man nach einem Zeitdokument mit Ecken und Kanten, sollte man bei dem erneuten und remasterten Re-Release zugreifen. Alleine schon die etwas bizarre Coverversion von der Hippie-Hymne “I Shall Be Released” (Bob Dylan/The Band) macht ein erneutes Hinhören interessant.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.