Support für die Foundation Artists!
Bei uns ist Fasching, in Brasilien Carnival und in Jamaica Reggaemonth: der Februar lässt die Silvester-Stimmung noch mal aufleben und versetzt alle in Feierlaune! Weltweit spielt dabei karibische Musik eine große Rolle – mit Calypso-, Soca-, Dancehall- und Reggae-Klängen im Ohr macht das Rumhüpfen, Winen und Shaken erst so richtig Spaß.
Ohne euch selbigen verderben zu wollen, sprechen wir heute inmitten des ganzen Trubels mal ein Thema an, das in der internationalen Community so gut wie nicht präsent ist und wofür wir dringend eure Unterstützung brauchen: es geht um die prekären Lebensbedingungen, in denen sich viele Foundation Artists befinden.
Wie alle wissen, die sich mal ein wenig mit der Geschichte unserer heiß geliebten jamaikanischen Musik beschäftigt haben, fing Reggae nicht mit Bob Marley an. Vor, neben und nach ihm gab es ebenso talentierte Sänger, Bands und Musiker, die diese Stilrichtung groß gemacht und für weltweite Hits gesorgt haben. Im Gegensatz zu dem “King of Reggae” hatten jedoch nur wenige von ihnen das Glück oder die Verbindungen, faire Verträge zu bekommen und somit irgendwann von ihrer Musik leben zu können. In den allermeisten Fällen wurden die (oft des Lesens und Schreibens unkundigen) Künstler über den Tisch gezogen und mit dem sprichwörtlichen Appel & Ei abgespeist. Sie unterzeichneten dubiose Vereinbarungen, die sämtliche Einkünfte den Schlitzohren auf der anderen Seite des Tisches zusprachen oder wurden mit Versprechungen hingehalten und unterschrieben gar nichts. Dieser Umstand sowie die generelle Hai-Attitüde im Musikgeschäft führten unter anderem dazu, dass einige der großen Stimmen von damals heute in bitterer Armut leben, sich weder ausreichend Nahrung und Kleidung noch Zahn- oder sonstige Arztbesuche leisten können und dem Vergessen unserer schnelllebigen Zeit zum Opfer fallen.
Sylvan Morris zum Beispiel, der legendäre Mischer und Recording-Engineer, ist heute fast blind und braucht dringend Hilfe. Larry Marshall (*klick* für weitere Infos), Schöpfer von Liedern wie “I Admire You”, erhielt nie die Zahlungen, die ihm zugestanden hätten und arbeitet nach letztem Informationsstand mit über 70 Jahren auf einer Baustelle in Miami, um sich über Wasser zu halten. Und wer würde bei dem Namen Glen Brown auf die Idee kommen, dass seine weit verbreiteten Tracks ihm nichts eingebracht haben, um ihm seinen Kapf gegen diverse Gebrechen zu erleichtern? Lest dazu HIER einen aufwühlenden Artikel (*klick*).
Um diesem traurigen Zustand Abhilfe zu schaffen, hat ein mutiger Zirkel von Studio-One-Fanatics aus England eine Petition ins Leben gerufen, die die jamaikanische Regierung auffordert, eine Art “Care Home” für Foundation Artists zu gründen und diesen Meistern ihres Fachs so einen ruhigen, angenehmen und vor allem würdevollen Lebensabend zu ermöglichen. Unter dem folgenden Link könnt auch ihr eure Stimme für dieses bitter nötige Projekt abgeben:
PETITION TO SUPPORT FOUNDATION ARTISTS IN REGGAE (*klick*)
Sobald eine ausreichend eindrucksvolle Anzahl von Unterstützern erreicht wurde, soll diese Petition möglichst öffentlichkeitswirksam unter der Schirmherrschaft eines noch zu benennenden Vertreters des Reggae-Revivals der jamaikanischen Regierung übergeben werden. Wir halten euch darüber auf dem Laufenden und kündigen schon jetzt an, dass im Falle einer Ablehnung bzw. Nicht-Befolgung der Petition Mittel und Kräfte gesammelt werden sollen, um das oben erwähnte Care Home unter dem Dach einer NGO o.ä. selbst aufzubauen.
Die Foundation Artists im Reggae dürfen nicht in Vergessenheit geraten! Ohne sie wäre Reggae heute nicht das, was er ist, also lasst uns gemeinsam etwas für unsere alternden Idole tun. Bitte verbreitet den Link im Freundes- und Bekanntenkreis, um möglichst schnell etwas bewegen zu können. Respect the elders!!!
Studio-One-Pionier Dudley Sibley sagt zu dem Projekt: “The list is too long of those who did so much for Reggae with no recognition so what you are doing is much appreciated.”
Please sign the petition and share this link:
Da muss auf jeden Fall “Awareness” her. Die Petition finde ich gut. In den letzten Jahren gab es ja gerade von europäischen Labels und Festivals engagierte Beiträge, bei denen nicht nur das künstlerische Schaffen geehrt wurde, sondern auch gute Verträge geschlossen wurden. Wie schön war es z.B. beim letzten Reggae Jam Prince Alla auf der Bühne zu sehen. Voller Stolz, verdammt gut und anrührend. Da muss auf alle Fälle etwas bewegt werden! Nicht nur hier sondern auch auf Jamaika.
Everybody please sign and spread this petition and help us get some justice for our reggae foundation artists…Love & hope.
https://secure.avaaz.org/en/petition/The_Jamaican_Government_We_call_on_them_to_Aid_Support_the_Foundation_Artist_in_Reggae_ASFAR/
Richtige und wichtige Aktion!
Danke Gardy für den Artikel.
Wir sollten das breit in der Szene streuen.
RESPECT THE ELDERS Danke für diesen Artikel und wichtigen Link zur Petition! Big up Gardy
es wäre schon gut was für die alten artists zu machen. aber mir ist auch ein wenig unwohll wenn jetzt 50000 europäer in einer pedition den jamaicanern erklären wie sie sich zu verhalten haben. es wäre auch gut wenn die kohle für so ein project gesammelt wird durch die reggae fans…
NICHT WEGSCHAUEN!!!!!!!….HINSCHAUEN UND HANDELN, DANN ÄNDERT SICH VIELLEICHT AUCH WAS….. Ich lebe seit vielen Jahren in Jamaica und kann diesen Artikel hier leider nur bestätigen
@ Rall Fi: Ich denke, es sollte da mehrgleisig gedacht werden. So eine Petition (und von 50000 ist sie ja leider noch weit weg) ist ein Anstupser und mag vielleicht den Verantwortlichen vor Ort eine Sicht aufzeigen. Direkt von hier Gelder auftreiben ist allerdings ebenfalls mit der von dir gefühlten Skepsis zu betrachten (das “reiche” Europa hilft vor Ort etc.). Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Elders in unseren Köpfen und Herzen bleiben. Und wenn denn mal jemand ein Dubplate oder eine Veröffentlichung mit ihnen macht, fair bezahlt werden.
Salut Gardy,
grundsätzlich ein duftes Projekt. Ich frage mich nur rein praktisch: Wer sind die Artists, die ein Care Home in Anspruch nehmen dürfen? Sollen die sich dann mit Plattencovern ausweisen, auf denen ihre Namen stehen?
#EeneLiebe
@ Socialdread: Da liegt noch ein langer Weg vor uns, deshalb ist jeder kritische Mitdenker wichtig. Klar ist, dass einer der ersten Schritte eine gründliche Recherche sein muss, inklusive Erstellung von Datenbanken, Diskographien etc… Unerlässlich ist dann auch ein Netzwerk vor Ort, über das man Kontakt herstellen kann zu denen, die wirklich dringend Hilfe benötigen. Also das rein Praktische muss wohl mit dem Projekt wachsen. Aber dass überhaupt ein Anfang gefunden wird ist bitter nötig, die Zeit rennt, jedes Jahr verlieren wir Artists dieser Generation… Jackie “Kingstonian” Bernard wäre vielleicht noch am Leben, wenn er von Anfang an richtige medizinische Versorgung gehabt hätte, seinem Bruder Lloyd geht es auch sehr schlecht. Also immer ran, her mit den Ideen zur praktischen Umsetzung! Im Idealfall findet man einen gewieften Anwalt, der sowas hier schafft: http://www.factmag.com/2015/01/28/sly-stone-awarded-millions-in-unpaid-royalties-after-court-ruling/
Korrekt, erstmal anfangen 😉 Die Geschichte von Sly Stone ist natürlich sehr beeindruckend. Ich überlege schon die ganze Zeit, aber eine praktische Lösung habe ich auch noch nicht gefunden. Man kann die Aufnahme ja auch schlecht an Verkaufszahlen festmachen. Außerdem gibt es da sicher diverse Sessionmusiker, die nie notiert wurden, aber auch Bedarf an einer guten Versorgung hätten.
Denkbar wäre ja auch eine feste Sprechstunde eines Arztes in einem oder mehreren Gemeinschaftshäusern, bei denen den Artists kostenfrei (medizinisch) geholfen wird. Derartige Community-Einrichtungen wird es auf Jamaika ja sicherlich geben. Fänd es aber grundsätzlich gut, wenn auch Artists vor Ort – jung und alt, aber mitten im Leben – aktiv werden würden. Nur von “außen” fänd ich der Sache nicht dienlich, bedenkt man auch, dass viele Artists nicht vom bösen System “Babylons” außerhalb der Insel ihrer Royalties beraubt wurden, sondern auch vor Ort. Wie kann es etwa sein, dass ein so begnadeter Musiker wie Flabba Holt (siehe den aktuellen Riddimartikel) derzteit Interviews gegen Essen gibt, weil es ihm generell mehr als nur schlecht geht. Das ist für einen so begnadeten Musiker wie ihn doch ehrlich entwürdigend.
Big up Sister Gardy ~ you are doing an amazing thing..positive steps for hopefully positive solutions ~ as this is not about charity but help and guidance and credit and support where it is due.
I look forward to seeing you again ~ hopefully this year!
Warmth,
Maya