Longfingah & Dub Engineers Interview

Vor Kurzem erschien die EP “Coo Ya Now!” der Dub Engineers featuring Longfingah bei GuerillJah Productions. 4 Tunes und zwei Dubs präsentieren die Band vielseitig und engagiert. Wieder einmal kommt feinste Offbeat-Musik aus der Haupstadt über uns. Schier endlos scheint die Liste von Bands und Projekten zu sein, die dort in Sachen Reggae unterwegs sind.

Ihr tragt DUB sehr exponiert in eurem Namen. Was verbindet ihr bzw. euch mit diesem Genre?

Für uns bedeutet Dub in erster Linie effektreiche Reggaemusik. Die meisten von uns hören selber viel Dub und sind somit stark beeinflusst von Produzenten und Musikern wie King Tubby, Lee Perry oder auch Jah Shaka. Die Band startete außerdem als Instrumentalband. Somit stand der Dub-Aspekt anfangs noch stärker im Vordergrund als heute.

Bei “Chant Down” tritt Joseph “Blue” Grant als Veteran des Reggae wieder in Erscheinung. Da war ich doch sehr überrascht, weil er ansonsten nicht mehr so präsent ist. Wie kam der Kontakt zustande? Was schätzt ihr an ihm?

Der Kontakt kam über Hardy, unserem Bassisten, zustande. Er hat ihn hier in Berlin getroffen und dann zu einem Konzert von uns eingeladen und später auch in den Proberaum. Der Vibe war von Anfang an gut und die gemeinsame Session hat verdammt viel Spass gemacht. Wir schätzen an ihm, dass er ein sehr relaxter, herzlicher Mensch ist, der seinem Namen “Still Cool” alle Ehre macht. Ein Profi, der immer noch viel Freude am Musik machen hat.

Wie entstehen bei euch Tunes? Geht ihr als Kollektiv ans Werk oder gibt es so etwas wie eine kreative Leitung?

Das ist ganz unterschiedlich. Die ersten Riddims sind von Hardy und Fia Mikal komponiert worden, die übrigens auch die Band erst ins Leben gerufen haben. Mittlerweile entstehen die Riddims auch oft gemeinsam mit der gesamten Band oder wir setzen die Ideen einzelner Bandmitglieder um.

In eurer Heimatstadt Berlin seid ihr sehr präsent. Wie sieht es mit dem rest von Deutschland aus: werdet ihr ausgiebig touren und eure Musik auch verstärkt in andere Winkel des Landes tragen?

Mit der EP waren wir im Frühjahr vor allem in Ostdeutschland und Bayern auf Clubtour. Im Sommer haben wir auch ein paar Festivals wie beispielsweise die Fusion gespielt. Das Ganze soll natürlich fortgesetzt werden. Wir wollen unsere Musik in alle Himmelsrichtungen tragen. Im Dezember spielen wir dann auch mal im Norden, im Treibsand in Lübeck.

Das Album der Lo-Fi Youthz ist ja nicht gerade alt. Jetzt geht es gleich weiter. Wie findest du die Energie und immer wieder viele Worte, um nahtlos mit einem weiteren Projekt loszulegen?

Das Lo-Fi Youthz Album ist zwar erst 2009 erschienen aber die ersten Tunes dieser Platte sind bereits 2003 aufgenommen wurden. Im Endeffekt ist es also eher eine langsam fließende Entwicklung. Mit den Dub Engineers soll eigentlich genau da angesetzt werden, wo die Lo-Fi Youthz aufhörte. Die Energie ergibt sich aus der Liebe zur Musik. Longfingah ist mittlerweile ständig auf Club- und Konzerttour und hin und wieder entstehen auch neue Tunes. Genau so soll es sein. Es macht einfach Spass.

Die Reggaeszene in Berlin erscheint immer wieder sehr vielseitig und Bands sowie deren Produktionen agieren auf hohem Niveau. Würdet ihr die Szene als große, sich gegenseitig unterstützende Community bezeichnen oder sind es eher einzelne, weniger verbundene Bands/Projekte?

Berlin ist halt ne große Stadt und es gibt hier meiner Meinung nach innerhalb des Reggae mehrere Szenen, von Dancehall bis Dub, die nicht unbedingt viel miteinander zu schaffen haben. Dennoch empfinden wir den kleinen Teil der Szene, den wir persönlich auch überblicken können durchaus als unterstützende Community.

Welche Geschichte haben die Musiker in eurer Band. Wo habt ihr vorher gespielt, wo spielt ihr zeitgleich?

Ein Großteil der Band hat schon in verschiedensten Formationen gespielt. Unter anderen gab es da “The Special Guests”, eine Ska- und Rocksteady-Band aus Berlin und “Kolon Kalan”, eine Afro-Reggae-Band mit dem Fontmann “Sylla Kembo”. Einige von uns spielen derzeit noch in Projekten wie “Wood In Di Fire”, “The Scorchers” und “Illbilly Hitec”.

Was steht demnächst an? Welche konkreten Projekte sind in Mache?

Als nächstes kommt nächsten Frühjahr ein Longfingah-Solo-Album bei Guerilljah-Music raus, für das auch eine Tour mit den Dub Engineers geplant ist. Dann entstehen auch gerade innerhalb der Band neue Riddims, die dann bestimmt auch irgendwann released werden.

Interview: Karsten Frehe (10/2010)

www.myspace.com/longfingah

www.myspace.com/dubengineers

About Coltjah

roots & dub selector, filmmaker & photographer, interviews & live reviews