Roots Garden „Showcase Part 3“ (Roots Garden Records)

Roots Garden
„Showcase Part 3“ – 12 Inch
(Roots Garden Records – 2018)

Auch wenn dieses britische Label 2005 seine Arbeit aufnahm, die Anfänge von Roots Garden reichen noch weiter in die Vergangenheit zurück. Schon Mitte der Neunziger veranstalteten sie gleichnamige Partys in der damaligen Szene der Küstenstadt Brighton. Und schon damals war ihr Motto „Strictly Roots and Culture“ – und dem sind sie bis heute treu geblieben. Durch die Jahre haben sich unzählige einschlägige Künstler bei Roots Garden die Klinke in die Hand gegeben. Doch ungeachtet wie sehr unterschiedlich sie alle waren, eines hatten sie alle gemein. Alle hatten das gleiche Roots and Culture-Motto verinnerlicht.

In ihrer dritten in Folge Showcase-Serie haben sie vier britische und jamaikanische Sänger engagiert, deren Namen wohl jedem bekannt sein dürften. Jamaikaner Johnny Clarke und Mikey Brooks sind mit von der Partie, genauso wie Briten Danny Red und Shaka Black. Wobei der letztere weniger bekannt sein dürfte, aber nichtsdestotrotz sich einen Namen gemacht hat, vornehmlich durch das kleine Londoner Label Horus, das sich, so wie Tuff Scout oder eben auch Roots Garden, dem typischen Vintage-Sound und dem Reggae mit einer richtigen Botschaft verschrieben hat. In diesem Showcase arbeiten sich die vier genannten Sänger durch globale Erderwärmung, Armut und ungleiche Verteilung durch und suchen dabei Trost in ihrer Musik und Religion.

Dabei ist es immer wieder interessant zu verbuchen, wie fokussiert manche Künstler bei ihrer Botschaft bleiben. Wie die Veteranen Johnny Clarke oder Mikey Brooks zum Beispiel, die zum Teil über dreißig Jahre lang nie müde werden auf brennende Probleme der Gesellschaft hinzuweisen. Anders als ihre Gegenspieler aus Pop, die sich teilweise zu falschen Heiligen und gewinn- und likesorientierten Erlösern stilisieren, bleiben sie stets bescheiden und demütig, einen Hauch von Rebellion und Untergrund behaltend.

Das alles strahlt auch aus, aus diesen vier Songs, die mit ihren Dub Versionen mit dazu gepackt kommen. Produziert von langjährigem Label-Mitarbeiter Nick Manasseh, wird in dem Showcase auf brachiale Bass-Manierismen und pompöse Melodiebögen weitgehend verzichtet. Ein gewisser aufgeräumter Minimalismus ist vorherrschend. Und dennoch machen die Stücke das alles wett durch eine zähflüssige Atmosphäre aus Klängen und Rhythmen, die den Sängern genug Raum zum Entfalten bieten. So als hätte der Produzent Manasseh die ganze Aufmerksamkeit auf sie lenken wollen. Auch wenn Johnny Clarke’s „RubADub“ kriegerisch mit dynamischen Beat daherkommt und ab und zu Sirenen – wie der Jah Shaka sie immer liebte – zu hören sind, behält der ganze Showcase einen behutsamen und entspannenden Charakter. Dies wird am deutlichsten in Shaka Black’s „Signs“, der zusammen mit dem Saxofonisten Dougal Caston eine höchst einfühlsame Mischung aus Reggae, Dub, Soul und Jazz an den Tag legte, die sich als der vermeintliche Höhepunkt dieser dritten Showcase-Serie herausstellt.

Zvjezdan Markovic

About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)