The Last Poets “Understand What Black Is” (Studio Rockers)

The Last Poets
“Understand What Black Is”
(Studio Rockers – 2018)

Ziemlich genau auf den Tag, an dem sich die Last Poets vor 50 Jahren für ein Konzert in Gedenken an Malcolm X in New York zusammengefunden hatten, erscheint – nach 20 Jahren Pause – ein neues Album. Anlass für die erneute Wiederbelebung war, laut Info zur Veröffentlichung, die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA. So viel Dummheit, Populismus, Narzissmus und vor allem Rassismus führt unweigerlich zu einer Gegenreaktion. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Meister des Spoken Words mit klaren Botschaften zurückmelden und dabei den Finger nicht nur in die Wunden legen, sondern oft mit viel Wut und Verzweiflung hineinbohren. Die Wahl von Trump und das was seit dem aktiv geschieht macht einen großen Teil der Weltgemeinschaft fassungslos, während andere, schlichtere Gemüter Beifall klatschen.

Es war also eher eine Notwendigkeit, dass sich The Last Poets wieder gemeinsam äußern. Und auch wenn “Understand What Black Is” einen klaren Fokus auf die Ansichten, Errungenschaften und Diskriminierungen der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA legt, sind die Inhalte auf die gesamte Menschheit übertragbar. The Last Poets haben im Verlauf ihrer Karriere viel bewirkt und benannt. Samples ihrer Tracks finden sich bis heute in vielen Produktionen wieder, u.a. bei The Notorious B.I.G., A Tribe Called Quest, Dr. Dre und Snoop Dog. Die Vermengung von Poesie und klaren (sozial)politischen Botschaften macht sie zu Weggefährten von Künstlern wie Gil Scott-Heron, der in seinem Gesamtwerk ebenfalls sehr oft mit Spoken Word gearbeitet hat – bei den Tracks “The Revolution Will Not Be Televised” oder “B-Movie” zum Beispiel.

Mit der Dub Poetry gibt es eine Parallelbewegung im Reggae, die mit Künstlern, wie Oku Onuora, Linton Kwesi Johnson und Benjamin Zephaniah ebenfalls klare Ansagen gemacht hat und es dezent auch heute noch in Einzelfällen tut. The Last Poets vereinen auf dem neuen Album beide Stränge: die jazzigen und gelegentlich mit Funk angereicherten Sounds von Gil Scott-Heron und die Dubreggae-Elemente der jamaikanischen/britischen Tradition. Letzteres liegt vor allem daran, dass neben Ben Lamdin (Nostalgia 77) Prince Fatty als Produzent tätig war. Kein Wunder also, dass die Grooves sowohl relaxt als auch interessant daher kommen.

Auf insgesamt 10 Titeln haben die Akteure viel zu sagen. Das ergibt sich aus dem Spoken Word-Ansatz sowie der inhaltlichen Notwendigkeit, macht es aber schwer, die resultierende Vielseitigkeit knapp zu benennen. Insofern sei gesagt: hört euch das Album an! Es gibt wenige Künstler, die so treffsicher formulieren und auf Missstände hinweisen, wie die Last Poets. Angesichts beängstigender Zustände auf dieser Welt und vor allem vor dem Hintergrund eines selbstgefälligen, ignoranten und sehr gefährlichen Präsidenten in den Vereinigten Staaten (nebst anderen engstirnigen politischen Akteuren auf der Welt) setzt “Understand What Black Is” ein sehr markantes Zeichen. Wer Anspieltipps braucht, sollte sich unbedingt den Titeltrack, “The Bridge” und/oder “Rain Of Terror” anhören.

Text und Foto: Karsten Frehe

www.studiorockers.net

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.