Alpha & Omega „Shadrach, Meshach and Abednego“ (Steppas Records)

Alpha & Omega
„Shadrach, Meshach and Abednego“
(Steppas Records – 2020)

An versteckter aber durch und durch tiefer Symbolik hat es ihnen nie gemangelt. Allein schon der Name Alpha & Omega birgt eine viel größere Bedeutung, als dass es bloß der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets ist.

Drohender Feuertod, Flamen und Hitze als Strafe. Und angesichts dieser Bedrohung unverrückbares Einstehen für eigene Überzeugungen. Davon handelt im Grunde der Titel “Shadrach, Meshach and Abednego„ des neuen Albums von Alpha & Omega, das eine alte biblische Geschichte von Israeliten in der babylonischen Gefangenschaft in einen zeitgenössischen Kontext setzt. Von „Steppin In The Fyah“ erzählt völlig entrückt Joseph Lalibela und ‚Why worry? Jah is here‘ singt sinngemäß Danny Red in „Jah Is Here“, den ersten beiden der fünf neuen Songs, in denen das Duo, bestehend aus Christine Woodbridge und John Sprosen, sich auf die Spuren der eigenen Alben aus den 90ern zurückbesinnen. Und die gleiche, martialisch-spirituelle Erzählweise wiederaufleben lassen.

Christine Woodbridge (Alpha & Omega) (Quelle: discogs.com)

Die Phänomenologie des Basses

Das neue Album hat zwar nicht das Phlegma, das die vorigen Veröffentlichungen nach unten gezogen hat. Aber auch nicht dieselbe Überzeugungskraft, wie die frühen Alben, an den sich „Shadrach, Meshach and Abednego“ nun orientiert. Die Kluft zwischen damals und heute ist für Alpha & Omega doch größer, und die eigene Entwicklung permanenter, als dass man einfach da nahtlos anknöpfen könnte, wo man vor Jahrzehnten mal aufgehört hat. Nichtsdestoweniger donnern die repetitiven, dominanten Bassgitarrenläufe von Christine Woodbridge unaufhörlich weiter und das vorüberziehende Geklirre und Geklicke des dicken A&O-Sounds erschaffen die für diese UK Dub Veteranen typische Vernebelungseffekte, die den Aufnahmen aus den 90ern gar nicht unähnlich sind.

Sogar die teilnehmenden Sängerinnen und Sänger können als natürliche Nachfolger von Nishka, Dub Judah oder Dan-I gelten. Ras Tinny stimmt in „Hail HIM“ ein militantes Loblied und stampft die Verse wie schwere Ziegelsteine in eine Reihe. Episch geht es bei Nai-Jah in „Maisha“ zu und die Keyboards scheren immer wieder aus und verlieren sich in endlosen Echos. Die Bässe in Wellette Seyons „Real Eyes Realize“ sind sogar dickhäutiger als sonst bei A&O und rollen wie eine stumpfe Walze über automagisch programmierte Beats.

Nicht zu vergessen, „Shadrach, Meshach and Abednego“ ist ein Showcase-Album und erst in den Dub-Versions spielen A&O ihre wichtigste Karte aus und aus der zweiten Hälfte des Albums wird eine esoterische Angelegenheit mit übersinnlich klingenden Effekten, die aus Realität eine Über-Wirklichkeit werden lassen, in der alles zerfließt und gleichzeitig miteinander verbunden ist. Und die Art und Weise wie das geschieht, kann immer noch am besten Alpha & Omega selbst bewerkstelligen.

Zvjezdan Markovic

About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)