Alpha Steppa & Wellette Seyon “Balance” (Steppas Records)

Alpha Steppa & Wellette Seyon
“Balance”
(Steppas Records – 2023)

Wellette Seyon ist schon seit einigen Jahren im Umfeld des britischen Produzenten Alpha Steppa unterwegs. So z.B. auf den Alben “Thundering Mantis” und “Gideon” von Dub Dynasty, seinem gemeinsamen, familiären Projekt mit Alpha & Omega. Der Tune “Black Woman Civilisation” hat vor drei Jahren das zauberhafte “Gideon”-Album eröffnet und wurde für mich persönlich einer der bedeutendsten Tracks des Longplayers, der bis heute schillert. Diese enorme Qualität hat Alpha Steppa sicher auch bemerkt.

Wieder einmal hat sich Alpha Steppa mächtig ins Zeug gelegt, denn neben den 12 Vocaltracks gibt es ebenso viele Dubversionen oben drauf. 24 Tunes also, die auf einer sehr hübsch verpackten Doppel-LP zu haben sind. Es stimmt also erneut Inhalt und Verpackung. Wellette Seyon konnte eigentlich kein besseres Umfeld für ihr Debüt auf Albumlänge haben. Zu dem Inhalt des Gesamtpakets sagt sie im Begleittext zur Veröffentlichung u.a.: “Ben and I took our time with this project and after 7 years of living life and making music, I am excited to offer ‘Balance’ to the masses. ‘Patience is the mother of a beautiful child’ is an Afrikan proverb that best describes what’s been a process of true collaboration, experimentation, and faith”. In ihren Texten spielt der Glaube an Rastafari eine sehr große Rolle, so z.B. bei “Giving Thanks” und dem äußerst sanften Titeltrack “Balance”.

Für die Musik sind neben Alpha Steppa u.a. die französischen Band The Ligerians (“In The City”), Alpha & Omega (“Real Eyes Realize”) sowie Dub Dynasty verantwortlich. Feine Beats sind also garantiert. Wellette Seyon legt darüber die Lyrics und ihren schönen Gesang. Das gelingt ihr fast durchweg gut, nur manchmal, wie etwa beim Opener “This Revolution”, klingen die Texte etwas bemüht. Kleinere Dellen werden allerdings durch wuchtige Bässe und treibende Rhythmen wett gemacht.

Großartig sind die mitgelieferten Dubversionen von Alpha Steppa. Mit viel Freude am Experiment und einem feinen Gefühl für den Einsatz von Effekten geht der Brite ans Werk. Neu erfindet er seinen bisherigen Ansatz in Sachen Dub dabei nicht. Muss ja auch nicht sein, gehört er doch schon seit Jahren weltweit zur ersten Dub-Liga. Die Dubversionen sind alle auf dem zweiten Vinyl zu finden, was für Selektas ideal ist, da so beide Versionen direkt hintereinander gespielt werden können, wenn denn zwei Plattenspieler zum Set gehören. Für klassisch auflegende Soundsystem-Crews wäre das Showcase-Format besser gewesen. Aber egal. “Balance” ist auf jeden Fall ein Hinhören wert und, wie schon geschrieben, klasse verpackt.

Karsten Frehe