Hornsman Coyote „Breathing Fyah“ (Earth Works Studio)

Hornsman Coyote
„Breathing Fyah“
(Earth Works Studio – 2020)

Zu einer anderen Zeit und vielleicht an einem anderen Ort, wäre für Nemanja Kojic aka Hornsman Coyote vermutlich vieles anders gekommen. Sein Name hätte sich neben die der großen Instrumentenspieler – als solche noch mangels digitaler Alternativen hoch im Kurs standen – wie zum Beispiel Tommy McCook oder Augustus Pablo, gereiht. Wäre es das Jamaika der 70er und eben nicht Serbien in den 90ern gewesen …

Aber er hat das Beste draus gemacht. Während das Land und die Gesellschaft im zerfallenden Jugoslawien vor die Hunde gingen, verfiel der junge Coyote zwischen all dem Wahnsinn und den trostlosen Belgrader Plattenbauten den britischen Reggae Bands wie Misty in Roots. Er gründete daraufhin mit Eyesburn eine Crossover – Band, die mit ihrer Kombination aus Trash Metal, Punk und Reggae heute noch einen Kultstatus auf dem Balkan genießt. Als begnadeter Posaunenspieler hat er eine beachtliche internationale Karriere hingelegt und mit den Besten wie Lee Scratch Perry und Max Romeo verkehrt.

Unermüdlich, wie er ist, brachte er nebenbei Solo-Alben, machte zahlreiche Kollaborationen (u.a. mit Jah Mason, Lutan Fyah) und gründete neue Bands wie Soulcraft. Mit „Breathing Fyah“ legt Hornsman Coyote nun sein neuestes Album vor, das in einem Showcase-Format mit Vocals, Instrumentalstücken und Dubs kommt. Es ist bis dato, was Ausdrucksweise betrifft, sein reifstes Solo-Album. Dazu auch sehr aktuell. In der Eröffnungs-Nummer „Feel The Land“ schickt er gleich eine Warnung voraus, die sich, angesichts der grassierenden Corona-Pandemie, wie ein böses Omen anhört:

mother earth send warnings
don’t you overstand
won’t you overstand
warning, warning
natural reaction is a must
ashes to ashes, dust to dust‘

Umfangreich mit gleich drei mitwirkenden Bands eingespielt und im niederländischen Earth Works Studio produziert, ist „Breathing Fyah“ ein analoges Statement, das fest in der Tradition des jamaikanischen Roots Reggae der 70er steht. Die Reichweite reicht unterdessen von der schwungvollen Ska/Rocksteady Instrumental-Nummer „No Dog, No Bone“ über die, von Bunnington Judah und Jah Rey sehr spacig abgemischten Dubs wie „Dub The Land“ bis hin zu treibenden Rockers-Beats à la The Revolutionaries in „Kool Kool Fyah“.

Eine prominente Rolle hat dabei natürlich Hornsman Coyotes Posaune. Öfters lässt er sie im Hintergrund durchgehend vibrieren, dass sich wiederrum wie ein unterschwelliges Gebrüll anhört. Oder er pumpt aus ihr wunderbar geschmeidige Melodien raus die, vielleicht sogar unbeabsichtigt, die Spontanität und Gewitztheit typischer Brass-Musik Balkans besitzen. Aber „Breathing Fyah“ ist keineswegs ein Posaunen-Album, wie man vielleicht annehmen könnte und es bei Hornsman Coyote mal hin und wieder der Fall war. Ganz im Gegenteil. In „Buss People“ funkt immer wieder eine verspielte Harmonika dazwischen oder ein erratisch schwingendes Saxophon in „Children Of The Millennium“. Es ist auf jeden Fall für reichlich Abwechslung gesorgt, was auch nicht bei Hornsman Coyote immer selbstverständlich war. Er hat sich weiterentwickelt – wenn wir das nur alle könnten …

Zvjezdan Markovic

About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)