Horace Andy
“Midnight Rocker”
(On-U Sound – 2022)
“On-U Sound are very proud to present a truly wonderful album with one of the all time great singer-songwriters in the rich history of jamaican music, Horace Andy, This is a true gold star performance and I’m very proud of it”, sagt Adrian Sherwood über das vorliegende Album. Und Recht hat er: Horace Andy ist eine von den unverwechselbaren Stimmen der jamaikanischen Musikszene.
Adrian Sherwood hat in den letzten Jahren vor allem mit dem Album “Rainford” und dem Dub-Nachfolger “Heavy Rain” mit Lee “Scratch” Perry punkten können. Mit viel Gespür, verdammt guten Musikern und einem Händchen für treffend eingesetzte Dubeffekte hat er den Veteranen gut in Szene gesetzt. Jetzt also die Zusammenarbeit mit Horace Andy, den die meisten außerhalb des Reggae-Universums durch seine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Massive Attack auf dem Schirm haben könnten. Seine Stimme ist einzigartig und hat auch im fortgeschrittenen Alter sehr wenig von ihrem Glanz verloren.
Als Musiker sind auf “Midnight Rocker” u.a. Gaudi, Skip McDonald, George Oban, Crucial Tony, the Ital Horns und der 2014 verstorbene, großartige Style Scott vertreten. Erste Sahne also. Die versammelten Tracks gucken zum Teil auf alte Klassiker, wie etwa “Mr Bassie”, zurück, präsentieren aber auch ganz neue Tunes. Sehr interessant ist die Coverversion von “Safe From Harm”, einem der großen Hits von Massive Attacks Debütalbum “Blue Line” (1991). Damals hatte Shara Nelson den Gesangspart übernommen, nun greift Horace Andy zum Mikrophon und legt eine atmosphärisch dichte Performance hin. Auch der Remake des Riddims, der weitestgehend auf der Bassline und den Drums von Billy Cobhams “Stratus” basiert, kommt äußerst gelungen um die Ecke. Auf diesem Tune wird Reggae als Basis verlassen, was auch für “Try Love” gilt.
Alle weiteren acht Tracks widmen sich dem Offbeat. Hier kann vor allem der erneute Besuch des Ohrwurms “Mr Bassie” überzeugen. Angereichert mit feinen Dubpassagen setzt diese Version an Position Nr. 10 einen schönen Abschluss eines insgesamt guten und vielseitigen Albums.
Karsten Frehe